Liebe Muslime,

 

Ezân bedeutet wörtlich i’lâm, das heißt etwas kundtun, bekannt machen. Als Fachausdruck in der islamischen Lehre bezeichnet Ezân den Gebetsruf, der für die rituellen Farzgebete zu bestimmten Zeiten mit bestimmten gesegneten Worten laut vorgetragen wird. Der Gebetsrufer wird Müezzin genannt. Der Ezân-ı Muhammedî ist im ersten Jahr der Hidschra eingeführt worden und gilt für Männer als sunna muakkada, als eine starke Sunna-Handlung, die dem wadschib-Charakter gleichkommt. Der Ezân ist belegt durch die islamischen Quellen Kitâb, also Kur’ân-ı Kerîm und die Sunna Rasûlullâhs (s.a.w.).

 

Der Ezân ist für einen männlichen Muslim wie bereits erwähnt sunna muakkada bei Pflichtgebeten, egal ob der Betende zuhause oder auf der Reise ist, egal ob er das Gebet innerhalb der vorgesehenen Gebetszeit verrichtet oder es nachholt. Darüber hinaus auch beim Freitagsgebet. Auch wenn jemand sein rituelles Gebet alleine verrichtet, so soll er vor seinem Gebet stets den Ezân und  den Ikâmet ausrufen.

 

Der Ezân wird langsam vorgetragen und der Ikâmet schnell und kurzweilig gesprochen.

 

Der Ezân darf nur in der arabischen Originalversion ausgerufen werden, in anderen Sprachen nicht – auch dann nicht wenn solch ein Ruf als Ezân erkennbar sein sollte. Einem Gebetsruf in einer anderen Sprache, misst man keinen Wert bei.

 

Auch ist es nicht dschâiz, das heißt islamisch nicht erlaubt den Ezân vor Eintritt der Gebetszeit auszurufen – gegebenenfalls muss es wiederholt werden. Dafür tragen die Muezzine die Verantwortung. Denn in einem Hadîs-i Scherif in der berühmten Hadîssammlung des Tirmizî spricht Rasûlüllâh (s.a.w.): “Der İmam trägt die Verantwortung für das rituelle Gebet der Gemeinschaft und dem Müezzin sind die Gebetszeiten anvertraut.”

 

Dem Ezân-ı Muhammedî und dem Ikâmet erweisen alle Geschöpfe Allâhs in ihrer eigenen Art Respekt. Daher ist es für uns Muslime eine Verpflichtung diesem Ruf zum Gebet mit Achtung und Aufmerksamkeit zuzuhören. Vor allem die folgenden Punkte sollte man besonders beachten:

– Wenn der Ezân oder der Ikâmet gerufen wird, sollte der Zuhörende nach Möglichkeit dem Müezzin leise nachsprechen; ausgenommen bei den Worten “Hayyeale’s-Salah und Hayyeale’l-Felah”, hier soll man die folgende Duâ machen: “Lâ havle ve lâ kuvvete illâ billâhi’l-aliyyi’l-azim.”

 

– Wenn der Ezân gerufen wird, soll der Mensch seine Sitzhaltung, sein Gebaren und seine Haltung generell in Ordnung bringen und damit seinen Respekt gegenüber dem Ezân zeigen. Jeder Muslim sollte sich angewöhnen beim Ezân mit der Arbeit aufzuhören oder die Beschäftigung ruhen zu lassen und sich in Ehrfurcht (haşyet) und voller Konzentration (rikkat) den Worten des Ezân widmen. Kurz gesagt, wenn der Ezan erklingt, so soll man nicht sprechen und ihn andächtig und respektvoll zuhören.

 

– Nach dem Ezân sollte man die dafür bekannte  Duâ, die mit “Allahümme Rabbe hêzihi’d-de’veti’ttâmmeh…” beginnt für sich aufsagen. Wer diese Ezân-Duâ spricht, verdient sich – bi iznillâh, mit der Erlaubnis Allâhs die Schefaat und Fürsprache von Rasûlullâh (s.a.v.).

 

Liebe Muslime,

die Worte des Ezân bekräftigen die Einheit Allâh Teâlâs und das darüber hinaus ER – Allâh – Inhaber der vollkommensten Eigenschaften und frei von jeglichen fehlerbehafteten Merkmalen ist; und dass IHM kein Scherîk, das heißt kein Teilhaber und kein ebenbürtiges Wesen beisteht. Auch wird im Ezân klar und offen die Prophetenschaft von Rasûlullâh (s.a.w.) verkündet. Diesen Umstand erklärt der berühmte Gelehrte İmâm Rabbânî (k.s.) in seinem Werk „Mektûbât-ı Kudsîyye“ folgendermaßen: „„Letztendlich ist festzuhalten: der Ezân vereint in sich kurz und bündig die essentiellen Kernthemen des Itikâd, also der islamischen Glaubensgrundlagen und des Amel, also der islamisch-religiösen Praxis. Der Ezân ist demnach ein starkes Zeichen, eine starke alâma des Îmân und des Islâm.“